Beschreibung
Der Autor, früher selber evangelischer Pfarrer von Lindenhardt, scheint ein idyllisches Bild von der pfarrherrlichen Wirklichkeit im Lindenhardt der guten alten Zeit zu zeichnen; doch der Schein trügt. Vielleicht lebten die von der fernen Benediktiner-Abtei Ensdorf entsandten Mönchspfarrer ihren Gelübden gemäß genügsam auf der Klosterpfarre. Vom 16. Jahrhundert ab wurde jedoch auch von der nun vorhandenen Pfarrfamilie um die Nahrung und die sonstigen Mittel für den Lebensunterhalt gerungen. Das fast ausschließliche Naturaleinkommen auf dieser Stelle mit dem Risiko schlechter Ernten musste erst zu Geld gemacht werden, die Zuständigkeit für Bau und Unterhalt des Pfarrhauses war im 16. Jahrhundert noch ungeklärt, der Kaplan bzw. Diakon hatte Anspruch auf Verköstigung und etwas Bargeld von seinem Pfarrer. Die geldwerten Rechte des Pfarrers waren somit für sein Überleben und seinen Arbeitserfolg essenziell. Licht und Schatten in jeder Beziehung gab es also reichlich bei der Kirche, wenn man auch von der Gemeinde im Rückblick kaum etwas sieht – außer bei dem wichtigen Themenkomplex der Hochhaltung der Moral und der gebührenpflichtigen Ahndung des Gegenteils. Als Kontrapunkt steht hier die schon seit dem späten 18. Jahrhundert zu registrierende besondere Aktivität um den Lindenhardter Altar, wie sie zum einen von den zur „verlassenen Muttergottes“ wallfahrenden Katholiken ausging, zum anderen von den für das Herzstück des evangelischen Gotteshauses Verantwortlichen. Ein wahres Leseabenteuer …